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1. April 2018

Rezension Marie

Buchcover
Titel: Marie
Autor: Steven Uhly
Verlag: btb
Seiten: 271
Erstveröffentlichung:
12.2.2018 (De)
Preis: 10,00 € (De, TB)
Bewertung: (4/5) 📜📜📜📜

über den Autoren: Er ist in Köln geboren und aufgewachsen. Nach zwei Jahren als Professor in Brasilien arbeitet er heute in München am romanistischen Institut und ist außerdem noch als Übersetzer tätig.
"Glückskind", sein dritter Roman, wurde zum Bestseller und von Michael Verhoeven verfilmt. "Marie" ist der Folgeband des Bestsellers.

Inhalt:

Chiara ist die kleinste Tochter der alleinerziehenden, vom Alltag stark geforderten Veronika. Frido, ihr großer Bruder, kümmert sich oft um sie, um der Mutter zu helfen. Als er ihr eines Abends eine Gutenachtgeschichte erzählt, ahnt er nicht, welche Ereignisse er damit in Gang setzt.
Denn die Geschichte handelt von seiner kleinen Schwester, und die möchte die ganze Wahrheit hinder der Geschichte wissen.
Doch diese erschreckende Geschichte ist nichts für sie, sie ist doch noch ein Kind.

Lieblingszitat:

"Wie geht es dir, Veronika? Sie erinnert sich nicht, dass ihre Eltern sich jemals danach erkundigt haben." (Seite 23)

Meinung:

Story: Der Anstoß der Handlung war sehr willkürlich und wurde auch weiter nicht erklärt. Fridos Handeln wurde dadurch unverständlich.
Doch die Handlung hat sich danach entwickelt und entfaltet, ohne dass man vorrausahnen konnte, wie das alles nur ausgehen wird. Es war sehr spannend, doch die Ignoranz der Eltern ist vor allem für einfühlsame Menschen oder Menschen die selbst Erfahrungen solcher Familienverhältnisse gemacht haben schwer zu lesen, einfach da es auch sehr belastend ist und dazu wenig Ausgleich kommt.

Charaktere: Die Kinder leben in einem Haushalt, den man sich für keinen der Parteien wünscht, und der doch oft Realität ist. Das anzusprechen erfordert viel Mut und Können.
Die Kinder gehen mit der Situation ganz verschieden um, passen sich dem Gefühl, unwichtig zu sein, nicht in das Leben der Erwachsenen zu passen, an. Auf der anderen Seite ist auch die Mutter eine Figur, dessen Emotionen und Ängste für den Leser greifbar werden.
Das Buch ist auf wenige Charaktere beschränkt, mit denen man mitfühlt, und die für die Geschichte auch völlig ausreichen.

Schreibstil/Lesefluss: Geschrieben ist das Buch so, wie es der Titel vermuten lässt. Oft ist es dunkel und hoffnungslos, doch hier und da sind kleine Flecken der Hoffnung und des "vielleicht wird doh ein bisschen was gut". Solche Lichtmomente sind selten greifbar, nur Chiaras Fröhlichkeit kann ich wirklich benennen, doch kleine Umstände und Sätze erhellen die Dunkelheit, die das Buch erschafft, doh immer wieder.
Ein Happy End kann man natürlich nicht erwarten, das Buch ist dafür viel zu realitätsgetreu. Für mich, die Happy Ends eigentlich nicht so sehr mag, doch etwas schade, weil dann doch etwas gefehlt hat.

Umgebung/Welt: Deutschland ist für mich eine düstere Kulisse, und diese Erwartung erfüllt das Buch auch.
Überall liegt der Trott des Alltags, aus dem keiner so recht entfliehen kann, egal ob in der Schule oder Zuhause oder draußen.
Andere Orte dagegen zeigen ganz offen Unwillommenheit oder anderes, was sich auf die Stimmung und die Personen auswirkt. Die Orte sind immer mit einer Botschaft bestückt und so mit allem verbunden.
Das braucht viel Arbeit und Talent und dafür bewundere ich Steven Uhly.

Fazit: Marie ist ein schwieriges Buch, da es sich mit schwierigen Themen auseinandersetzt und zu diesen kein wirkliches Gegengewicht findet.
Es behandelt Probleme der Realität, die keine leichten Lösungen kennt, und die Menschen, die mit dem Proble des alleinerziehens leben müssen. Dabei kommen alle Betroffenen zu Wort, mitsamt ihrer Gedanken und Gründe. Dadurch wird das Thema als Komplex abgebildet, in dem es keine Guten und Bösen gibt.

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